13.11. – 17.11.2017
Wie in breiten Flüssen zieht sich das Basaltgestein vom Dach bis zum Fuß des „Zebragebirges“. Da dieses schwarze Gestein sich in der Sonne zu stark aufheizt, als dass dort etwas gedeihen könnte, bleiben die dunklen Streifen kahl und verleihen dem Gebirge seinen Namen und seine einzigartige Erscheinung.
Und genau hier, vor diesem wunderschönen Panorama am Fuße genannter Erhebungen, befindet sich die Schule von Otjimuru. 128 Schüler werden hier momentan unterrichtet. Die sieben Klassen verteilen sich auf ein Ziegelgebäude, drei Blechhütten und ein Zelt. Das größte Problem bei den Blechhütten ist, dass es tagsüber trotz offener Tür und Fenstern unheimlich heiß und stickig im Raum wird. Ich persönlich bekomme bereits Schweißausbrüche, als ich in diesen Räumlichkeiten einer Doppelstunde Mathe beiwohne. Zudem verbrenne ich mich regelrecht am Blech als ich mich durch Unachtsamkeit daran anlehne. Das Zelt hingegen ist durch die Tatsache, dass es einen halben Meter über dem Boden rundum offen ist, zwar besser belüftet, jedoch weht jeder noch so kleine Windstoß Staub und Sand ins Klassenzimmer. Gegen Sturm und Regen sind außerdem weder die Blechhütten, noch das Zelt ausreichend geschützt. Die drei Klassen, die momentan in den Räumlichkeiten des Ziegelgebäudes unterrichtet werden können sich sehr glücklich schätzen, da sie die besten Unterrichtsbedingungen vorfinden. Und damit zu Beginn des nächsten Schuljahres auch die restlichen Kinder in diesen Genuss kommen, hat die „DER Touristik“ für den Ausbau von vier Klassenräumen – in zwei Trakte geteilt – gespendet.
Als ich am Montag mein Zelt für diese Woche in Otjimuru aufschlage, ist der Großteil der Arbeiten bereits abgeschlossen: die Mauern stehen und werden sogar von einem Dach bedeckt. Ab Dienstag werden die Böden in Angriff genommen, wobei täglich die Trittfläche eines Klassenzimmers fertig gestellt wird. Damit wird der Bau aller vier Klassenzimmer bis Freitag dieser Woche grundsätzlich abgeschlossen. Für kommende Woche stehen noch die Stufen und die „Umrandung“ (Das Gießen einer Art Bürgersteigs) der beiden Trakte an. Für den Bautrupp stellen die Tage aktuell eine Art Finale in Otjimuru dar. Das Streichen, die Verglasung und die Verlegung elektrischer Leitungen werden später von anderen Kollegen übernommen.
Übrigens verfügt diese Schule bereits über ein Hostel, ausreichend Toiletten sowie Lehrerunterkünfte und jetzt bald auch über ausreichend Klassenzimmer. Lediglich eine Schulküche fehlt noch um dem Beispiel von Omuhonga (Omuhonga als Vorreiter) folgen zu können, sich von staatlicher Seite als Ganztagsschule zertifizieren zu lassen.
Ich nutze die Woche um sowohl bei den Bauarbeiten mitzuhelfen, als auch beim Unterricht der verschiedenen Klassen rein zu schauen.
Den Bauaufseher Tadeus und einige der Bauarbeiter kenne ich bereits vom letzten Jahr, weswegen mir die Integration nicht schwer fällt. Die Leute wissen, dass ich zwar kein ausgebildeter Bauarbeiter bin, mir jedoch diverse Schlepp- und Putzaufgaben zutraue. Also schiebe ich Zement, trage Wassereimer, putze Schubkarren und lerne von Tadeus Theoretisches zum Prozess einer Gebäudeerrichtung.
Die Unterrichtsstunden, die ich beobachtend und zum Teil auch als Unterstützung der Lehrer besuche, machen mir und wohl auch den meisten Kindern großen Spaß. Da ab kommender Woche die Abschlussprüfungen anstehen, wird aktuell hauptsächlich wiederholt. Hin und wieder nehmen sich die Lehrer auch etwas Zeit, damit die Kinder mit mir in den Dialog kommen und mich mit Fragen löchern dürfen. Und natürlich „löchere“ ich zurück.
Der Unterricht selbst zeigt mir, dass eine große Diskrepanz hinsichtlich der Leistungsfähigkeit herrscht und ich vermute, dass wohl leider nicht alle in den nächsten Jahrgang versetzt werden. Große Freude verspüre ich jedoch, wenn ich die Neugierde und den Wissensdurst vieler „aufgeweckter“ Kinder sehe. Einen ganz extremen Fall finde ich in der zweiten Klasse vor: ein 26-jähriger Schüler quält sich mit den gleichen Matheaufgaben, wie seine knapp 20 Jahre jüngeren Mitschüler. Hier im Kaokoland gibt es keine Altersbegrenzung für den Schuleinstieg und dieser junge Herr hat sich eben erst spät und gegen den Potest seines Umfelds entschieden nun doch noch Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Ein tolles Beispiel für starken Willen und Standhaftigkeit . Von der reinen Lernfähigkeit ist er seinen Mitschülern natürlich haushoch unterlegen. Doch lässt er sich davon nicht beirren und kniet sich einfach tiefer rein. Wer bei solchen Widrigkeiten nicht das Handtuch wirft, wird seine Ziele letztlich auch erreichen, da bin ich mir sicher. Einen großen Respekt von meiner Seite…
Peace!
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